Die Ausstellung „FahrArt“ bezeichnet eine insgesamt ca. 100 km lange Kunst-Radroute, die die Städte der LEADER-Region „Leistende Landschaft“ (Geldern, Kevelaer, Nettetal, Straelen) verbindet. Im öffentlichen Raum werden auf kommunalen Flächen 8-12 Kunstobjekte- oder Installationen (mind. 2 pro Kommune) ausgestellt, die den Landschafts- und Kulturraum an Niers und Nette und die Bedeutung des Agrobusiness für die Region erlebbar machen. Künstler/innen sollen sich an charakteristischen, vorab von den Kommunen festgelegten Standorten mit der Wechselwirkung zwischen Mensch, Landschaft und Kultur auseinandersetzen. Ergänzend werden 8 „Aufenthaltsräume“ als Funktionsräume für Pausen, Orientierung oder Kontemplation auf dem schmalen Grad zwischen Design, Architektur und Bildender Kunst entwickelt, die Nutzer, Experten und regionale Akteure in den verschiedenen Phasen ihrer Umsetzung einbeziehen. Die Rundroute orientiert sich am Knotenpunktsystem. Die Auswahl der Künstler/innen und Kunstwerke erfolgt durch ein Experten-Jury im Rahmen eines Wettbewerbs. Das Projekt wird durch den Kurator Wilko Austermann begleitet.
Für die folgenden Standorte wurden Kunstobjekte verschiedener Künstler ausgewählt:
Kevelaer
Baustelle Kapelle KVP

Clemens Botho Goldbach lebt und arbeitet in Düsseldorf und greift in seinen Skulpturen oft auf historische Architekturen zurück. Diese Mikroarchitekturen symbolisieren häufig eine Zeit und Politik, die der Künstler abstrakt thematisiert.
Das Werk Baustelle Kapelle auf dem Kreisverkehr in Hüls-Kevelaer stellt eine reduzierte Form der bekannten Wallfahrtsstätte der Gnadenkapelle im historischen Zentrum dar. Der Künstler bezieht sich mit dieser Skulptur auf die Wallfahrt und kritisiert zugleich den müden Erneuerungswillen der katholischen Kirche.
(Tell me) love isn't true

Vera Lossau lebt und arbeitet in Düsseldorf und bezieht sich in ihren Skulpturen häufig auf kunsthistorische Motive.
Die Skulptur (Tell me) love isn´t true zeigt einen Aluminiumguss einer Marienfigur vor der Petruskirche in Wetten-Kevelaer. Beim zweiten Blick fällt die ungewöhnliche Oberfläche der Heiligenfigur auf. Die abgegossene Figur wurde mit Gaffer Tape umwickelt, so dass es ein Geheimnis bleibt, was unter der Oberfläche vorhanden ist. Die Künstlerin bezieht sich mit diesem Werk auf den Marienwallfahrtsort und der klassischen Darstellung, Verehrung und Wahrnehmung der Maria.
Wolke 7

David Rauer lebt und arbeitet in Osnabrück und kreiert häufig skulpturale Objekte, die den Betrachter interaktiv einladen.
Das Werk Wolke7 in Twisteden-Kevelaer spielt mit dem Versprechen eines Sehnsuchtsortes. Die Skulptur erscheint durch die rosa Farbe leicht fluffig und ist aus Stahlblech geformt. Die Wolke mit dem Regenbogen kann vielschichtig interpretiert werden und lädt dazu ein auf ihr zu verweilen.
Bats in the belfry

Kai Richter lebt und arbeitet in Düsseldorf und entwickelt oft ortsspezifische Installationen aus Baustellenmaterialien.
Das Werk Bats in the belfry (Fledermäuse im Glockenturm) zeigt eine gotisch angelehnte Mikroarchitektur aus Baustützen und Peribalken. Auf dem Weg zum historischen Wallfahrtszentrum hat der Bildhauer eine Skulptur geschaffen, die dazu einlädt in ihr zu interagieren und die Formen zu beobachten. Der Werktitel verweist auf den sakralen Kontext und ist zugleich ein britischer Spruch, der Närrisches symbolisiert.
Geldern
We would survive but without skin without touch

Chloé Royer lebt und arbeitet in Paris und beschäftigt sich in ihren skulpturalen Werken mit organischen Körpern.
Der Titel der Skulptur We would survive but without skin without touch in Walbeck-Geldern bezieht sich auf den ersten Lockdown in der Pandemie. Die Künstlerin Chloé Royer visualisiert organische Körper, die sich untereinander tragen. Das Werk ist vielschichtig lesbar und stellt eine Referenz zur berühmten Spargelzucht im Ort dar. Das Skulpturenensemble kreiert einen neuen Ort zur Kommunikation und Auseinandersetzung mit Kunst.
Entwurf

Christian Theiß kombiniert in seinen Skulpturen häufig vorgefundene und selbst gefertigte Objekte zu räumlichen Collagen.
So verbindet der Künstler hier eine Straßenlaterne mit einem Löwenkopf. Das Werk verweist auf die Gründungsgeschichte der Stadt Geldern in der eine Bestie mit einem Speer erschlagen wurde. Statt einem Drachen ist es hier ein Löwe, das Wappentier der Stadt Geldern.
Schwarm

Thimo Franke lebt und arbeitet in Düsseldorf und integriert in seinen skulpturalen Werken häufig Elemente der Natur.
Die Skulptur Schwarm auf der Niershalbinsel in Geldern ist ein künstlerisch gestaltetes Insektenhotel in Form eines schlanken schwarzen Hauses. Aus der Ferne erscheint die Front wie ein Obelisk und dominiert somit skulptural die Fläche an der Niers. Die schwarz gefasste Seite dient den Insekten zur Eiablage und Schutzsuche. Die weiße Fläche zum Wasser lädt dazu ein, eine kreative Zeichnung zu hinterlassen. Schwarm ist eine interaktive Skulptur, die zugleich Schutz für Insekten bildet.
Der Halt

Benjamin Zuber lebt und arbeitet in Berlin. Er hat sich in seinen intermedialen Arbeiten unter anderem schon mehrfach mit einem sakralen Kontext beschäftigt.
Die Arbeit „Der Halt“ verbindet eine alte Kirchenbank mit Haltestangen, die uns aus dem öffentlichen Nahverkehr vertraut vorkommen. Die Verknüpfung beider Elemente zu dieser partizipativen Skulptur irritiert. Die Kirchenbank erscheint im Außenraum singulär wie eine Parkbank, die in dieser Kombination auch an Fitnessübungen denken lässt. Das Werk greift die Umgebung am Schloss Haag mit der kleinen Kapelle und der Golfanlage subtil auf.
© Benjamin Zuber, VG Bild-Kunst, Bonn 2021
mit Unterstützung von:
----- Kooperation mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold -----
Lena Schröder - Climax


Innerhalb eines Seminars in Begleitung der Professorin Vera Lossau haben Studierende Skulpturen entworfen, die zum Verweilen einladen. Lena Schroeders Werk Climax in Walbeck besteht aus einer skulpturalen Verbindung von Fahrradrahmen, die eine Überdachung bilden. Diese Form ist überzogen von Katzenaugen, die der Skulptur eine eigenwillige Dynamik verleihen.
Straelen
Corium

Christian Keinstar lebt und arbeitet in Köln und greift in seinen Skulpturen architekturhistorische Motive auf, die er verfremdet und neu interpretiert.
Die Skulptur Corium an der Paesmühle in Straelen zeigt ein gotisches Maßwerk aus verformtem Beton, das eine Mikroarchitektur bildet. Corium bezeichnet geschmolzenes Material einer Kernschmelze, wo zwei unterschiedliche Materialien vereinigt werden. Die scheinbar romantische Architektur vollzieht einen Bruch zwischen Vergänglichkeit und krönender feierlicher Form für die Hochzeitspaare, der nah liegenden Hochzeitskapelle.
Out there in the fields


Paul Schwer lebt und arbeitet in Düsseldorf und verbindet in seinen Installationen häufig Malerei und Fotografie in abstrakter plastischer Form.
Gegenüber der ehemaligen Napoleon-Schleuse am geplanten Nordkanal hat Paul Schwer eine monumentale Metallskulptur gebaut. Die Metallstreben halten das Motiv einer Rose, das sich zur Straßenkreuzung entfaltet. Die Krümmung des Motives erinnert an ein Segel und stellt eine Verbindung zur Schleuse dar. Das Motiv der abstrakten Rose referiert auf Josef Beuys Rose für direkte Demokratie und die Blumenstadt Straelen.
Umgekipptes Haus

Der Künstler Klaus Schmitt lebt und arbeitet in Mönchengladbach und beschäftigt sich in seinen Skulpturen mit dem Thema der Auflösung von Strukturen.
Die Skulptur „Umgekipptes Haus“ stellt ein verkleinertes graues Haus dar, das auf dem Kopf steht. Das Haus taucht in seinen Werken häufig auf und steht symbolisch für Schutz und Familie. Die Skulptur bezieht sich auch formal auf die vielen Gewächshäuser in Straelen. Sie erscheinen wie kleine Mikroarchitekturen in der flachen Landschaft. Das Kunstwerk öffnet sich auf der Rückseite zum Fahrradweg und es treten dynamische Hölzer, wie Strahlen aus der geschlossenen Form heraus. Hier bricht die Struktur zusammen und bildet einen Kontrast zu der Behausung in der Umgebung.
Fury at the break of dawn

Katja Tönnissen lebt und arbeitet in Düsseldorf und zeigt in ihren Skulpturen Motive, die Sehnsucht nach fernen Orten auslösen.
Die Bildhauerin hat für den Ort am Reitplatz in Straelen die Skulptur „Fury at the break of dawn“ (Fury in der Morgendämmerung) entwickelt. Sie besteht aus gebrannten Keramikfliesen, die das Motiv von einem Sonnenuntergang darstellen. Die sitzbare Fläche umrahmen zwei Pfeiler mit bekrönenden Pferdeköpfen. Das Werk erinnert an eine sakrale Stätte, die sich perfekt in die Umgebung der Pferdewiese einreiht.
Nettetal
Fliegende Stühle

Ulrike Kessl lebt und arbeitet in Düsseldorf, in ihrem bildhauerischen Arbeiten setzt sie sich mit dem Verhältnis von Körpern zum Raum auseinander aber auch mit Gegenständen und deren Funktionalität.
Die Skulptur zeigt eine große Menge an Stühlen, verknüpft zwischen drei Bäumen auf der Wiesenfläche vor dem Restaurant De Wittsee in Nettetal-Leuth. Das Werk „Fliegende Stühle“ bezieht sich auf die Textilhistorie der Gemeinde mit dem Verbund der sechs Stadteile von Nettetal. Die fliegenden Bistrostühle aus Aluminium spielen mit dem Ort der Gastronomie. Sind Sie weggeflogen? Wie würde es sich anfühlen in dieser Positionierung Platz zu nehmen? Je nach Perspektive des Betrachters ergeben sich verschiedene Blicke und Korrespondenzen zur Skulptur, die ihre Umgebung rahmt und mit einbezieht. Es entsteht ein Wechselspiel von abstrakter Form und humorvoller Narration durch die Imagination des Besuchers.
Einwilderung


David Hahlbrock lebt und arbeitet in Köln und beschäftigt sich in seinen Kunstwerken mit den Beziehungen von Natur und Kultur.
Die Installation “Einwilderung” am Haus Bey von David Hahlbrock steht im Kontrast zur umgebenden Kulturlandschaft. Die Tier- und Pflanzenwelt innerhalb des Kreises bleibt unkontrolliert. Das Gelände wird sich selbst überlassen. Im Laufe der Zeit wird das poetische Potential der offenen Abgrenzung sichtbar. In den vier Himmelsrichtungen sind Schrifttafeln installiert. Text und Skulptur werfen Fragen zu einem Naturbegriff auf, der die Menschen und ihre industriell geprägte Kultur miteinbezieht. Wie verhalten sich Menschen, Tiere, Pflanzen und Boden auf einer geschützten Fläche? Der skulpturale Kompass hinterfragt den Umgang der Menschen mit dem Planeten Erde und verdeutlicht einen Prozess.
Entwurf Hoch(sitz)bett

Das Künstlerduo Pfeifer&Kreutzer lebt und arbeitet in München und entwickelt häufig Skulpturen, die den Betrachter interaktiv mit einbeziehen.
Die Skulptur Hoch(sitz)bett im ehemaligen Fliegerhorst in Nettetal zeigt einen Hochsitz in umgewandelter Form. Auf einer erhöhten Fläche kann das Werk erkundet werden und ermöglicht einen erhöhten Blick auf das Umfeld. Im Unterschied zum klassischen Hochsitz dient der Ort zur Erholung auf der Fahrradtour. Das gelb gefärbte Dach aus Acrylglas ermöglicht zudem einen sommerlichen Moment bei schlechtem Wetter. Die Skulptur knüpft historisch an Grenztürme und ehemalige Bauten im Fliegerhorst an.
Iron expanding

Evangelos Papadopoulos ist ein deutsch-griechischer Künstler, der in Hagen und Düsseldorf lebt und arbeitet. In seinen skulpturalen Installationen lotet der Bildhauer mit abstrakten Formen den Raum aus. Er entwickelt energetische Formen, die dazu einladen die Skulptur zu umgehen und zu erforschen.
Das Werk „Iron expanding“ besteht aus elegant geformten Aluminiumplatten, die schwebend den Raum über der Bank zwischen drei Bäumen ergründen. Das Licht reflektiert auf der Oberfläche und betont die dynamische Zeichnung in der Luft. Das Werk kann symbolisch für die Verbindung der sechs Stadtteile zur einheitlichen Gemeinde Nettetal gelesen werden. Die Form der fließenden Nette durch die verschiedenen Seen taucht hier schwebend auf und spielt mit dem Blick des Betrachters. Das Kunstwerk stellt einen Kontrast zur umgebenden Natur dar und verströmt bei leichtem Wind poetische Klänge.
Die Route
Hier gibt es die Route im Überblick auf dem Radroutenplaner NRW. Sie kann auf diesem Weg auch als gpx-Track heruntergeladen werden.
Teilrouten: nördliche Route und südliche Route
Das Projektauswahlgremium hat in seiner Sitzung am 7.11.2018 einen LEADER-Zuschuss in Höhe von 104.000 Euro freigegeben. Die Kofinanzierung soll mit Landesmitteln aus der Regionalen Kulturpolitik NRW sichergestellt werden.
Projektziele
• Kunst und kulturelle Bildung als Band zur Beförderung der regionalen und ländlichen Entwicklung sowie Netzwerkbildung
• Punktuelle Inwertsetzung und Prägung der Kulturlandschaft mit ihrer typischen Prägung durch Landwirtschaft und Gartenbau
• Identität und Bewusstsein für Kultur der Region nach innen und außen fördern
• Touristischer Mehrwert für die Region; Erhöhung des Tourismus- und Freizeitwertes der Region
• Radtourismus stärker vernetzen
• Etablierung des neuen Knotenpunktsystems im Kreis Kleve (ab Frühjahr 2019) durch eine attraktive Themenroute
• Kooperation und Dialog mit Unternehmen am Niederrhein anstoßen
Laufzeit: 2019 – 2021 (verlängert bis 10/2023)
Projektträger:
Verein „Leistende Landschaft e.V.“